Orkan Nadine in der Straße von Gibraltar

Auf dem Törn ist es natürlich notwendig, sich täglich Wettervorhersagen zu besorgen. Nun ist es so, dass wir bei schlechten Wetter nicht einfach im nächsten Hafen anlegen können, aber man kann sich vorbereiten. Die Vorbereitungen reichen von Segel tauschen oder reffen, das Schiff sturmfest machen, Wachen einteilen, Verpflegung vorbereiten bis hin zu Ausweichkurse und Sturmstrategie bestimmen.

Unten seht ihr in der ersten Grafik, dass sich das Tiefdruckgebiet Nadine direkt in die Straße von Gibraltar reindrückt und sich zu einem Orkantief entwickelt. Die Windfahnen zeigen mit ihren Federn an, aus welcher Richtung der Wind weg, die Anzahl der langen Federn gibt die Windgeschwindigkeit in 10 kn Schritten, die kurzen Federn in 5 kn Schritten an. Wenn Dreiecke statt Federn auftauchen, wird’s orkanartig und gibt 50 kn Wind an. Die Farben geben die Wellenhöhen an. Grün bedeutet ca. 1m, gelb 2m und orange bzw. dunkler 4m und mehr. Sehr schön zu sehen sind die engen Isobaren, die Stellen gleichen Luftdrucks angeben. Der Abstand der Isobaren ist ein Maß für die Windstärke, ihr seht also, dass der Wind stärker ist, je dichter die Isobaren liegen. Auf dem Weg vom Meer zur Küste gibt es einen sog. Küsteneffekt, d. h. der Wind wird an der Küstenlinie zusammengedrückt, was zu zusätzlichem Windführt, weswegen sich genau der Sturm zu einem Orkan entwickelt. Über Land wiederum ist der Wind deutlich schwächer, was daran liegt, dass der Wind über Land durch Reibung und Abdeckung abgeschwächt wird. Deswegen wird in den Fernsehnachrichten bei den Karibischen Wirbelstürmen auch berichtet, dass die Stürme über Land sich dann abschwächen und in der Orkanstärke heruntergestuft werden.

Beispiel: Direkt im Zentrum von Nadine (beim Buchstaben L=Low) haben wir südöstlichen Wind mit 40 kn und daneben mit 50 kn. Das entspricht einer Windstärke auf der Beauford-Skala von Windstärke mindestens 8 bzw. 10 Bft, was Sturm bzw. Orkanstärke entspricht.

Dieses Tool ist essentiell, um auf der Zeitachse unter Berücksichtigung der bisher vorgesehenen Schiffsroute und –geschwindigkeit zu prüfen, mit welchen Wind- und Wellenverhältnissen wir es voraussichtlich zu tun haben werden. Die Daten kommen per Satellit in komprimierter Form direkt auf das Schiff und werden mittels einer speziellen Software interpretiert. Die Datenquelle ist unter anderem von der NOAA, der National Oceanic and Atmospheric Administration, Washington.

Allerdings… wie sagte ein ehemaliger Kollege von mir immer: „Prognosen sind immer besonders dann schwierig, wenn sie die Zukunft betreffen“. Die oben beschriebenen Daten sind von Freitag. Einen Tag später am Samstag (siehe Grafik 2) sieht das ganze schon wieder anders aus. Hier können wir sehen, wie schwierig Prognosen selbst für die Meteorologen sind: Die eurpäischen, amerikanischen und kannadischen Meteorologen konnten sich nicht einigen und je nach Datenbasis bekommt man unterschiedliche Interpretationen. Der DWD berichtet dazu am Samstag, 22.09.2012:

NADINE IS CURRENTLY BEING STEERED BY A DEEP-LAYER TROUGH TO ITS NORTHEAST.  A GENERALLY SOUTHEASTWARD MOTION WITH A DECREASE IN FORWARD SPEED IS EXPECTED DURING THE NEXT 24 HOURS.  AFTER THAT…THERE ARE TWO FUTURE TRACK SCENARIOS FOR NADINE OR ITS REMNANTS.  THE FIRST IS THAT ENOUGH TROUGHING REMAINS NORTHEAST OF THE CYCLONE TO STEER IT GENERALLY EASTWARD.  THIS SCENARIO IS SUPPORTED BY THE ECMWF…UKMET…GFDL…AND FLORIDA STATE SUPERENSEMBLE.  THE SECOND IS THAT DEEP-LAYER RIDGING DEVELOPS NORTH OF THE CYCLONE AND STEERS IT IN A GENERALLY WEST- NORTHWESTWARD DIRECTION.  THIS SCENARIO IS SUPPORTED BY THE GFS… GFS ENSEMBLE MEAN…NOGAPS…AND CANADIAN MODELS.  IT SHOULD BE NOTED THAT THE VARIOUS ENSEMBLE MEMBERS OF THE ECMWF…GFS… UKMET…AND CANADIAN MODELS ARE SPLIT BETWEEN THESE TWO SCENARIOS… MAKING IT DIFFICULT TO TELL WHICH WILL COME TO PASS. THE NEW TRACK FORECAST WILL FOLLOW THE EASTWARD SCENARIO FROM THE PREVIOUS FORECAST…WITH A SLOW FORWARD MOTION DUE TO THE VERY LARGE SPREAD IN THE GUIDANCE AFTER 24 HOURS.

Das dargestellte Orkantief ist in derselben Datenbasis daher über Nacht von der NOAA anders bewertet worden und wurde damit nicht bis zur Küste prognostiziert, sondern wurde für weiter draußen westlich der Küste auf dem Meer vorhergesagt. Die dritte Grafik ist die dazugehörige Wetterkarte vom Deutschen Wetterdienst (DWD) von Samstag mit der Prognose für Mittwoch.

Es kann halt auch anders kommen…