London: Zurück nach Zeebrugge

Datum: 23. August 2014
Ramsgate – Zeebrugge [Etmal: 78 sm]

Heute geht’s zurück in den Heimathafen. Wir stehen um 5:00 Uhr auf und machen das Boot klar. Gemäß des gestrigen Vorschlags des Dockmasters melden wir uns beim Port Control über VHF 14 ab und erfragen Tiefe und Erlaubnis zum Auslaufen.

Nach Freigabe durch Port Control geht es rückwärts an der grünen Tonne vorbei. Wir haben Niedrigwasser und sehen das riesige trocken gefallene Gebiet. Erwartungsgemäß geht der Tiefenanzeiger auf 0 m. Ich drehe Capoeira vor der Osthafeneinfahrt um und wir fahren vorwärts in Richtung Vorhafen. Sanft ziehen wir den Kiel durch den Schlick und fahren auf dem Tonnenstrich aus dem Vorhafen mit 30 Grad Vorhaltekurs, da der Strom mit satten 2 kn zur Seite schiebt.

Am Ende des Tonnenstrichs setzen wir Kurs 55 Grad ü. G., setzen Groß und Fock und halten auf die östliche Spitze der Thanet Windfarm zu. Wir sind viel zu schnell. Bei dem Tempo sind wir zu früh am Verkehrstrennungsgebiet und werden vom Strom SE in die Kreuzing gedrückt. Also verkleinern wir die Fock, machen das Groß etwas auf und nehmen damit Tempo aus dem Schiff. So kommen wir zeitgerecht zum Kentern der Strömung nach NW am Verkehrstrennungsgebiet (VTG) an.

Am VTG bergen wir das Groß und setzen den rechtweisenden Kurs auf 130 Grad. Zwei Stunden später sind wir fast auf der anderen Seite des VTG und brauchen doch tatsächlich ein Ausweichmanöver bevor wir herausfahren.

Es ist 13:35 Uhr. Wir fahren nun mit Westwind und Platt vorm Laken zwischen dem Nord Hinder und Westhinder VTG durch, Kurs Zeebrugge. Es sind noch ca. 30 sm. Bis jetzt haben wir das Gefühl, dass Nordsee und Themse nahezu für uns erschaffen wurden, da da wir mutterseelenallein auf dem Wasser waren. Aber auf dem Westhinder Verkehrstrennungsgebiet sehen wir endlich, was wir erwartet hatten: ein Tanker und Containerschiff nach dem anderen. In engem Abstand, wie die Perlen auf der Schnur.

Die Auswahl der mittleren Route erweist sich als goldrichtig! Die Strecke unter Land wird gepeinigt durch Regen und Gewitter, wir haben Sonne bis zum Ende. Selbst die aus Westen angekündigte Front zieht seitlich an uns vorbei.

Das Segel schlägt und das Boot knallt in die Welle. Das Geschirr schlägt durch die Schappse. Wir unterstützen mit dem Motor. Um 17:00 Uhr ist Endspurt. Es zieht von Westen hinter uns ungemütliches Wetter auf. Die Welle steigt auf locker 2 m. Der Strom schiebt nun ordentlich gegen uns und der Wind steilt entgegen die Welle auf. Wir kürzen nun ab und nehmen die gerade Strecke bis in den Vorhafen von Zeebrugge. Die Einfahrt nehmen wir dann mir 2 kn Strom gegenan.

Wir fahren Quer durch den Hafen, finden unseren Steg und legen sicher am Zielsteg an. Es ist 20:00 Uhr UTC+1, also englischer Zeit. Wir nehmen unseren Anleger, stellen unsere Uhren auf deutsche Zeit und schauen in die Blitze des vorbeiziehenden Gewitters. Dann flüchten wir unter Deck und kochen. Es fängt an zu regnen…

Der Törn ist vorbei. Morgen ist Übergabe beim Vercharterer. Aber mehr dazu… Morgen!