Nachtüberführung von Hamburg nach Kiel

Hamburg / Wedel – Brunsbüttel – Laboe
Datum: 15. Mai 2015
Gastcrew: Marc, Melvin, Marvin
Steuercrew: Nicole, Knut
[Etmal: 85 sm]

Ein Tief zieht von England über die Deutsche Bucht in die Ostsee. Ergebnis: der geplante Törn von Samstag / Sonntag muss erst auf Freitag / Samstag und dann noch in die Nacht von Donnerstag auf Freitag vorgezogen werden. Ansonsten führen wir direkt in Regen und Starkwind mit Sturmböen. So bleibt es bei lauen Lüftchen und etwas Sonne. Hurra!

Alle Zahnrädchen müssen hier sauber ineinander greifen. Nach dem Konfirmationskaffeetrinken bei Marc und Melvin gehts am Donnerstag 18:00 los nach Altona, Zeitgleich ist Nicole mit ihrem Auto nach Laboe unterwegs, stellt es für die Rückfahrt dort ab und fährt mit dem Zug nach Altona. Dann gemeinsame Fahrt weiter von Altona nach Wedel. Dort Novomind beziehen, mit dem unterwegs gekauften Diesel betanken und die Lady klarmachen für die Nachtfahrt.

Dann legen wir um 02:00 Uhr aus Wedel ab und fliegen mit 9 kn mit ablaufendem Wasser die Elbe hinunter. Es ist kühl, aber nicht eisig. Der Mond leuchtet uns nicht den Weg. So zeigen uns das Kartennavi und die Kennungen der Tonnen uns den Weg. Melvin und Marvin beleuchten uns mit Handscheinwerfern den Weg, damit wir nicht versehentlich auf eine nicht beleuchtete Tonne fahren. Marc hält Ausguck nach hinten. Wir nehmen etwas Fahrt raus, da wir sonst zu früh und im Dunkeln an der Schleuse sind.

04:40 Uhr ist es soweit. Die ersten Sonnenstrahlen kriechen über die Erdscheibe. Ein bewölkter Sonnenaufgang empfängt uns und um 6:00 schleusen wir uns in den Nordostseekanal (NOK) ohne Wartezeit.

Puhhhh… Eigentlich wollten wir in den Yachthafen, aber der ist total voll, die Boote liegen schon im dritten Päckchen. So legen wir uns direkt an die Diesel-Bunker-Station und warten bis 8:00, um den Magen von Novomind mit seinem öligen Lebenselixier zu füllen. Man achte auf das rote Telefon. Vermutlich direkt von Gorbatschow geklaut.

Der Himmel fängt an sich zu öffnen und die Sonne durchzulassen. Es wird wärmer und die Crew müder. Melvin zieht sich für etwas Augenpflege in die Koje zurück, Melvin zieht es vor in der Sonne auf dem Vordeck dösen. Marc, Nicole und ich ziehen Novomind erstmal einige Zeit durch den Kanal. Später übernimmt jeder im Wechsel das Steuer. Containerschiffe fahren an uns vorbei. Möwen und Schwäne begleiten uns. Es ist jetzt windstill und warm!

Nach km 100 kommen wir dann um 18:00 h am Kanalende an und schleusen mit 20 anderen Sportbooten und einer Stunde Wartezeit in die Kieler Förde. Der Run auf die Schleuse hatte was von einer Regatta. Es gilt, den besten Platz zu erwischen, wenn es reingeht, um Platz zum manövrieren zu haben  und dem Gedrängel in der Schleuse zu entgehen. Nicole ergatterte einen sehr guten zweiten Platz.

In der Förde ist wunderschönes Wetter, es weht ein nahezu konstanter Wind aus Nordwest mit 3-4 Knoten. Wir sind total geschafft, haben eigentlich schon alles zum Anlegen fertig gemacht, da entscheiden wir uns spontan noch in die Förde zu segeln und dort ein paar Runden zu drehen. Für die drei Rookies eine tolle Abschlusserfahrung.

41 Stunden nonstop Überführung in unseren Breiten in ungewohnter Umgebung, mit Kälte und Dunkelheit in Kombination mit Müdigkeit ist eine echte Herausforderung. Das gilt für die Vorbereitung und Autos verteilen, wie auch bei den Manövern. Das erfordert Disziplin und Durchhaltevermögen. Das haben alle mit großer Bravour hinbekommen. Kein Mannöver missglückt, alles verlief nach Plan. Mit so einer Crew machen solche Törns Spaß!

Nachtrag: auf dem Weg nach Haus. Der Wind in Laboe ist jetzt bei 5 Bft und es regnet. Alles richtig gemacht!