Ostseetörn: Bagenkop – Abgeschleppt nach Laboe

Samstag, 4.5.: Bagenkop – Kiel/Laboe [Etmal: 35 sm]

Die Wettervorhersage sagt E-SE 3-4 Bft. Der am Tag vorher angekündigte Regen wurde nicht mehr vorhergesagt. Es sollte ein angenehmer letzter Segeltag werden. Schauen wir, was daraus geworden ist. Ablegen um 12:30 Uhr ohne Probleme. Ein Segler davor ist mit Marschmusik ausgelaufen, wir machen das etwas dezenter. Die Zuschauergemeinde langweilt sich eher ob unseres Ablegemanövers. Ist wohl nicht spektakulär genug… Wir fahren aus dem Hafen raus und setzen die Segel. Das vorher eingelegte Reff nehmen wir direkt heraus, da der Wind nicht so stark ist, wie angekündigt. Ich nehme den Hafengang heraus, da wir nun Vortrieb durch die Segel haben und denke noch, was knattert da so komisch im Motor. Ich gebe Gas und das Geräusch ist weg. Ich denke mir nichts weiter und schalte den Motor aus. So segeln wir eine Stunde, bis der Wind einschläft.

Macht ja nichts. Wir haben ja auch einen Motor. Also machen wir den Motor an. Aber was passiert? Wir haben trotz laufendem Motor keinen Antrieb, weder vorwärts, noch rückwärts. Wir überprüfen die Fernsteuerung des Gashebels, was jedoch keinen Befund bringt. Konsequenterweise liegt das Problem im Getriebe des Saildrives. Wir hatten schon einmal ein ähnliches Problem, wo ein Stift zum Umschalten des Getriebes zwischen Vor- und Rückwärtsgang gebrochen ist. Die Kosten für das Material 2,50 EUR. Selbsteinbau: unmöglich. Ich rufe Udo von der ADAC Yachtschule an und der sagt mir folgendes: „Lieber Knut, gut, dass die Novomind ein Segelschiff ist. Das Problem wirst Du nicht beheben. Wir fahren gerade von Kiel nach Flensburg und haben 6-7 Bft. Davon bekommst Du auch noch etwas ab. Ich empfehle reinsegeln in den Hafen bei ganz wenig Wind, sonst reinschleppen lassen. Ich drücke Dir die Daumen!“.

Wir kratzen am Baum und geben Rasmus einen kleinen Schluck, damit Wind kommt. Und… es tut sich was. Er fängt an zu blasen. Das war wohl zuviel Schnaps und zuviel Kratzen. Der Wind wird stärker. Auf dem Weg nach Kiel reffen wir das Groß und verkleinern die Fock. So zischen wir also im zweiten Reff auf der hohen Kante mit zwischenzeitlich 7 kn über Grund  nach Kiel. Unterwegs rufe ich den Hafenmeister an, der mir mitteilt, dass in Laboe im Hafen 5-6 Bft blasen und der Hafen voll ist. Kein guter Plan für ein Seemanöver mit einem 2t Schiff ohne Motor im Hafen. So macht der Hafenmeister das Rettungsschiff Berlin mit Tochterboot Steppken klar, bekannt aus Funk und Fernsehen. Wir sollten das Rettungsschiff per Funk, Kanal 16, in der Nähe von Kiel Leuchtturm anrufen und auf weitere Anweisungen warten.

17:00 Uhr kommen wir am Kiel LT an und ich funke „Seenotrettungskreuzer Berlin – Seenotrettungskreuzer Berlin – Seenotrettungskreuzer Berlin, hier ist Novomind – Novomind – Novomind…“. Ich wechsle gemäß Anweisung auf Kanal 10 und gebe an, dass wir putzmuntere 4 Crewmitglieder sind, keiner verletzt und wir nicht in Gefahr sind. Kurze Zeit später und kurz vor dem Zielhafen Laboe kommt Steppken angebraust, umkreist uns und gibt uns Anweisung, die Segel zu bergen. Wir sind immer noch auf der hohen Kante bei 6 Bft unter Vollzeug im zweiten Reff… ohne Motor. Also zeigen wir, was wir können: Ein blitzsauberes Seemanöver ohne Motor, hart am Wind. Kurs hart am Wind, Groß weit offen, an der Windkante entlangstreifend, bergen wir erst das Groß und hinterher die Fock. Wir werden langsamer. Jetzt kommt Steppken auf uns zu und übergibt uns einen Hahnepot (eine Leine mit zwei Augen), deren beiden Enden wir auf die vorderen Klampen legen. Danach kommt Steppken noch einmal auf uns zu und übergibt uns die Schleppleine, die wir einhaken. Und schwupps die wupps sind wir 20 Minuten später im Hafen von Laboe ankommen und längsseits am beschissensten Steg des Hafens, auflandig und dem Schwell der Transportschiffe ausgesetzt, die regelmäßig in Richtung Nordostsee-Kanal unterwegs sind. Nachts um 3 Uhr ist Alarmstart aus dem Bett: wir müssen raus und die Leinen verdoppeln, da die an der Belastungsgrenze angekommen sind.