Ostseetörn: Verholen & Rückfahrt

Sonntag, 5.5.: Kiel/Laboe, Verholen & Rückfahrt
[Etmal: 0sm, Gesamt: 204 sm]

Am nächsten Tag gehen wir auf die Suche nach einem Motorboot, was uns im Hafen verholt. Der Hafenmeister kann uns nicht helfen, wir sind auf uns selbst angewiesen. So kommen wir an eine Frühstücksbude am Hafen an, erzählen unsere Geschichte und fragen nach Schlepphilfe zum Verholen. Die netten Damen dort sagen uns, dass sie unseren Fall bereits kennen, da die Besatzung der Steppken vor ihrem Einsatz dort zum Essen waren und gerade in dem Moment, wo der Funkspruch ankam das Essen fertig war: Schnitzel mit Pommes und Majo. Den armen Kerlen lief schon der „Sabber aus dem Mund“ und mussten dann los uns holen. So haben wir die beiden Retter von der Steppken erst einmal zum Essen eingeladen. Nach einem ausführlichen Frühstück mit der Crew finden wir auch Schlepphilfe und verholen das Boot an den vorgesehen Steg. Es ist immer noch windig, die Aktion geht aber ohne Bruch gut zu Ende. So packen wir also unsere Sachen und fahren mit zwei Autos nach Hause.

Fazit des Törns: wir haben alle wesentlichen Manöver durchgezogen, geankert und sind „geborgen“ worden. Was will man mehr. Im Gesicht braungebrannt freuen wir uns auf eine warme Badewanne. Novomind wird nun von der Werft unter die Lupe genommen.

Ostseetörn: Bagenkop – Abgeschleppt nach Laboe

Samstag, 4.5.: Bagenkop – Kiel/Laboe [Etmal: 35 sm]

Die Wettervorhersage sagt E-SE 3-4 Bft. Der am Tag vorher angekündigte Regen wurde nicht mehr vorhergesagt. Es sollte ein angenehmer letzter Segeltag werden. Schauen wir, was daraus geworden ist. Ablegen um 12:30 Uhr ohne Probleme. Ein Segler davor ist mit Marschmusik ausgelaufen, wir machen das etwas dezenter. Die Zuschauergemeinde langweilt sich eher ob unseres Ablegemanövers. Ist wohl nicht spektakulär genug… Wir fahren aus dem Hafen raus und setzen die Segel. Das vorher eingelegte Reff nehmen wir direkt heraus, da der Wind nicht so stark ist, wie angekündigt. Ich nehme den Hafengang heraus, da wir nun Vortrieb durch die Segel haben und denke noch, was knattert da so komisch im Motor. Ich gebe Gas und das Geräusch ist weg. Ich denke mir nichts weiter und schalte den Motor aus. So segeln wir eine Stunde, bis der Wind einschläft.

Macht ja nichts. Wir haben ja auch einen Motor. Also machen wir den Motor an. Aber was passiert? Wir haben trotz laufendem Motor keinen Antrieb, weder vorwärts, noch rückwärts. Wir überprüfen die Fernsteuerung des Gashebels, was jedoch keinen Befund bringt. Konsequenterweise liegt das Problem im Getriebe des Saildrives. Wir hatten schon einmal ein ähnliches Problem, wo ein Stift zum Umschalten des Getriebes zwischen Vor- und Rückwärtsgang gebrochen ist. Die Kosten für das Material 2,50 EUR. Selbsteinbau: unmöglich. Ich rufe Udo von der ADAC Yachtschule an und der sagt mir folgendes: „Lieber Knut, gut, dass die Novomind ein Segelschiff ist. Das Problem wirst Du nicht beheben. Wir fahren gerade von Kiel nach Flensburg und haben 6-7 Bft. Davon bekommst Du auch noch etwas ab. Ich empfehle reinsegeln in den Hafen bei ganz wenig Wind, sonst reinschleppen lassen. Ich drücke Dir die Daumen!“.

Wir kratzen am Baum und geben Rasmus einen kleinen Schluck, damit Wind kommt. Und… es tut sich was. Er fängt an zu blasen. Das war wohl zuviel Schnaps und zuviel Kratzen. Der Wind wird stärker. Auf dem Weg nach Kiel reffen wir das Groß und verkleinern die Fock. So zischen wir also im zweiten Reff auf der hohen Kante mit zwischenzeitlich 7 kn über Grund  nach Kiel. Unterwegs rufe ich den Hafenmeister an, der mir mitteilt, dass in Laboe im Hafen 5-6 Bft blasen und der Hafen voll ist. Kein guter Plan für ein Seemanöver mit einem 2t Schiff ohne Motor im Hafen. So macht der Hafenmeister das Rettungsschiff Berlin mit Tochterboot Steppken klar, bekannt aus Funk und Fernsehen. Wir sollten das Rettungsschiff per Funk, Kanal 16, in der Nähe von Kiel Leuchtturm anrufen und auf weitere Anweisungen warten.

17:00 Uhr kommen wir am Kiel LT an und ich funke „Seenotrettungskreuzer Berlin – Seenotrettungskreuzer Berlin – Seenotrettungskreuzer Berlin, hier ist Novomind – Novomind – Novomind…“. Ich wechsle gemäß Anweisung auf Kanal 10 und gebe an, dass wir putzmuntere 4 Crewmitglieder sind, keiner verletzt und wir nicht in Gefahr sind. Kurze Zeit später und kurz vor dem Zielhafen Laboe kommt Steppken angebraust, umkreist uns und gibt uns Anweisung, die Segel zu bergen. Wir sind immer noch auf der hohen Kante bei 6 Bft unter Vollzeug im zweiten Reff… ohne Motor. Also zeigen wir, was wir können: Ein blitzsauberes Seemanöver ohne Motor, hart am Wind. Kurs hart am Wind, Groß weit offen, an der Windkante entlangstreifend, bergen wir erst das Groß und hinterher die Fock. Wir werden langsamer. Jetzt kommt Steppken auf uns zu und übergibt uns einen Hahnepot (eine Leine mit zwei Augen), deren beiden Enden wir auf die vorderen Klampen legen. Danach kommt Steppken noch einmal auf uns zu und übergibt uns die Schleppleine, die wir einhaken. Und schwupps die wupps sind wir 20 Minuten später im Hafen von Laboe ankommen und längsseits am beschissensten Steg des Hafens, auflandig und dem Schwell der Transportschiffe ausgesetzt, die regelmäßig in Richtung Nordostsee-Kanal unterwegs sind. Nachts um 3 Uhr ist Alarmstart aus dem Bett: wir müssen raus und die Leinen verdoppeln, da die an der Belastungsgrenze angekommen sind.

Ostseetörn: Aeroskobing – Bagenkop

Freitag, 3.5.: Aeroskobing – Bagenkop [Etmal: 25 sm]

Dies wird ein Motorentag. Viele Tonnenstriche, eng, mit Wind direkt von vorn. Wir fragen den Hafenmeister, ob wir die geplanten Tonnenstriche mit 1,60 Tiefgang passieren können. Lokale Informationen sind immer gut, da durch den Wind ggf. die Tiefe deutlich reduziert sein kann. Am ersten Tonnenstrich angekommen setzt nur eine Kölner Yacht mutig die Segel und kreuzt munter den schmalen Wasserweg entlang. Wir fahren erst zwischen den Inseln Store Engholm und Birkholm durch, dann entlang des Tonnenstrichs der quer durch den Flintegrund führt, dann entlang des Tonnenstrichs nach Marstal und dann von dort den Wasserweg entlang in die Marstal Bugt. Dort setzen wir Segel und fahren nach Bagenkop bei NE 4-5. Wir fahren in den Hafen und nehmen Kurs auf eine der freien Boxen: wir fahren rein und… stecken fest zwischen den Pollern. Macht ja nichts, wo wir feststecken, können wir nicht vertreiben. Also überlegen wir in Ruhe, welche Box wir nehmen. Also rückwärts aus der Box raus und vorwärts auf die gegenüberliegende Seite rein in die Box. Passt, wackelt und hat Luft. Zuschauer sind reichlich da und geben uns viele Tipps, wie wir das Vergnügen derselben noch erhöhen können.

Skippi macht erst mal Pause und schläft eine Runde. Währenddessen gehen die anderen die Insel erkunden. Nicole probiert sogar die Wassertemperatur aus geht Baden. Mit Jeans. Mit Handy.

Ostseetörn: Faarborg – Aeroskobing

Donnerstag, 2.5.: Faarborg – Aeroskobing [Etmal: 25 sm]

Heute ist Skipper’s Ehrentag. Es ist Geburtstag. Das Schiff wird von der Crew mit Bändern versiegelt und 50 Jahre – Luftballons werden in meiner Koje versteckt. Ebenfalls prangt eine 50 Jahre Flagge unterhalb der Saling auf der Backbord-Seite. Uiuiui… viel Aufwand für den Geburtstag und… jeder kriegt’s mit. Ich bahne mir den Weg in die Kajüte und packe beim Frühstück mein Geschenk aus , eine Sammlung der bisher gemeinsamen Törns mit Törnbericht und Fotos in einem Fotobuch verewigt. Wirklich schön. Die Törnberichte werde ich hier im Blog dann später veröffentlichen.

Der Törn ist nun halb rum. Aber wir sollten noch mehr Manöver durchführen dürfen. Heute fahren wir daher Richtung Insel Avernake und ankern erst einmal. Das Ankermanöver ist einfach, der Haken hält aufgrund des montierten Kettenvorlaufs sofort und wir genießen Kaffee und Kekse an Deck bei schönster Sonne und warmer Luft. So kann es bleiben. Später fahren wir dann durch den Tonnenstrich zwischen Drej und Skaro nach Aeroskobing.

Aeroskobing, ein verschlafenes, kleines Nest. Aber süß. Lauter kleine Häuschen mit einem Yacht- und einem Stadthafen. Wir fahren in den Yachthafen und machen neben einer Yacht mit Borddackel fest. Die Sanitäranlagen sind Luxus pur und von höchster Qualität. Wir sollten mal einen Sanitärführer Ostsee aufsetzen.

Mit Lust auf Fisch suchen wir ein Restaurant, was sich jedoch als schwierig herausstellt. Es ist noch zu früh in der Saison. Aber was sehen wir da: eine Kneipe hat offen. Wir gehen hinein und fragen die Wirtin nach einem Fischrestaurant. Sie läuft sofort zum Telefon und telefoniert für uns im Ort herum. Die ansässigen Einwohner werden hellhörig und es fängt ein Gemurmel und eine mittelheftige Diskussion an. Der erste Versuch im ansässigen Hotel scheitert, es kommen noch 2 Vorschläge von den Gästen und einer der Fischer steht auf und meint, er würde uns ein paar Schollen holen, die er heute frisch gefangen hat. Die würde er uns schenken. Überwältig von der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft entscheiden wir uns für das einzige offene Restaurant und laden den Fischer aus Dankbarkeit zu einem großen Bier ein.

Eine Viertelstunde vor Küchenschließung kommen wir im Mini-Restaurant an. Es ist voll besetzt (klar, ist das einzige im Ort, was offen ist) und es gibt zwei kleine Tische, an die wir uns im Raum gleichmäßig verteilen. Bevor das Essen kommt, ziehen wir um an einen mittlerweile freigewordenen großen Tisch und genießen unseren Fisch und diskutieren mit dem Wirt über die angestrebte Selbständigkeit von Grönland, derzeit unter dänischer Flagge. Hinterher geht’s noch auf ein Bier in die Kneipe. Auf dem Weg kam uns der Fischer entgegen, der meinte, dass er jetzt nach Hause gehen würde – weitertrinken – da er am nächsten Tag um 6:00 Uhr raus auf’s Wasser müsste. Prost! Das Bier in Kneipe war ein auf Aero gebrautes Walnussbier. Ich kann mir gut vorstellen, warum das Bier nicht international bekannt ist… Auf jeden Fall ist klar, dass Dänen Komfort mögen. Unten ein Bild des Männerpissoirs, hier mit Kopfpolster für das bequeme Wasserlassen, was den ansonsten lästigen Fugenstrich auf der Stirn verhindert. Komfort ist eben alles!

Auf dem Schiff haben wir dann die bis jetzt vollzogene Tour d’Dänemark mit unseren Weingummischnecken bei einem kleinen Absacker vollzogen. Wie der Fischer: Wir müssen nach Hause… und trinken dort weiter.

Ostseetörn: Sonderburg – Faarborg

Mittwoch, 1.5.: Sonderburg – Faarborg [Etmal: 35 sm]

Am nächsten Morgen finden wir Reif auf dem Schiff und auf dem Steg. Da hilft nur eine warme Dusche und warm anziehen. Offensichtlich ist über Nacht ein neues Polartief über der dänischen Südsee hereingebrochen. Leider haben wir kein Streusalz an Bord. Ernst meint dazu:  „Die Novomind ist eine Eismaschine und wir die Eiswürfel“. Sehr treffend.

Tagsüber wird es nun etwas wärmer. In der Sonne finden wir es sogar angenehm. Das lässt hoffen! Der Wind nimmt ab und wir nehmen um 9:30 Uhr Kurs auf die Nordwestspitze von Aero, Leuchtturm Helnaes. Um 11:00 Uhr schläft der Wind ein. Wir entscheiden uns NOMI zu setzen, unseren Genacker. Wir holen die Umlenkrollen raus, legen die Schoten und setzen den Bugspriet und ziehen Nomi hoch. Und schon geht es ab mit 4-5 kn gen Faarborg. Während wir so gleiten, kleben wir mit Panzerband einen 5 cm Riss, der im unteren und achteren Teil des Groß aufgetreten ist. Das Segel ist alt und zeigt leichte Ermüdungserscheinungen. Aber das neue Groß ist in Produktion und wird bald da sein. Wir segeln bis zum Nachmittag unter Nomi und setzen dann später unter Motor Kurs auf Faarborg, wo wir kurz danach zufrieden anlegen.

Wir schlendern durch das verschlafene Örtchen und gehen auf die Suche einer neuen Location zum Fußballgucken. Danach Tortellini und Salat auf dem Schiff und ab zum Fußball wo wir unter den Zuschauern Bekanntschaft mit Platzhirschen und Alphamännchen machen.