Skippertraining Lübecker Bucht

Neustadt i. H. – Wismar – Neustadt i. H.
Skipper: Nikolai
Trainer: Knut
Crew: Annette, Philipp
Datum: 26. – 28. Juli 2013 [Etmal: 70 sm]


Tag 1: Anreise und Sicherheitseinweisung

Abfahrt 18.00 Uhr, nach der Arbeit. Das Wetter ist so lala, bewölkt, die Sachen sind gepackt und Philipp wartet vorbildlich vor der Haustür mit Sack und Pack. Je weiter wie nach Norden fahren, desto nasser wird das Wetter. Erst hinter Hamburg klart sich die Bewölkung auf. Um 22.00 Uhr rufe ich Nikolai an, der mich vom Parkplatz der Marina mit Annette abholt. Die beiden waren schon auf Urlaub: kurze Hose, Top bzw. Oberkörper frei, offensichtlich relaxt bis Tokio.

Es folgt auf der Novomind eine Sicherheitseinweisung in der Dämmerung, unter anderem zu den Themen:

  • Fallen, Leinen & Schoten
  • Anker
  • Backskisten
  • Not- und Signalmittel
  • Motor und -Kontrolle
  • Verhalten an Deck
  • Gas, Strom, Ventile
  • Sicherheitsmittel
  • Kartenmaterial
  • Navigationsmittel
  • Logbuch
  • Sicherheitswesten

Zum Schluss noch Kennung, MMSI und Tiefgang auf die Funke geklebt. Und dann tauchen Philipp und ich noch im Nachtleben von Neustadt ab: der McDrive, in Nähe der Marina. Um 00.30 Uhr war dort noch die Hölle los.


Tag 2: Neustadt – Wismar

Novomind wird klar gemacht. Karten zurecht gelegt. Logbucheinträge werden auf der Kartenmappe mit wasserfestem Stift eingetragen.

Wir fahren bei sonnigem Wetter mit 1 Bft um 11 Uhr los. Skipper legt Topp Ablegemannöver hin. Gemeinsam setzen und trimmen wir dann das Vollzeug. Bei dem Wind Unterliek vom Groß etwas lösen, Traveller nach Luv sowie Fock optimieren. Die Holepunkte gibt es nicht zu prüfen, da wir die Selbstwendeeinrichtung nutzen.

Kurs OK? Skipper sagt Ja. Also geht’s los, Kurs Richtung Wismar. Die analoge Karte liegt auf dem Dach des Niedergangs und das elektronische Navisystem ist eingeschaltet, des Überblick wegen. Wir nehmen Stunde um Stunde mehr Segel weg, am Ende sind wir im zweiten Reff bei 2/3 Fock. Gerefft wird hart am Wind. Ein schönes Mannöver. Die aktuelle Windlage liegt bei unangekündigten 6 Bft. Die aktuelle Vorhersage sagt Regen für 15.00 Uhr an. Nach aktueller Wetterlage schließen wir Wetten ab, dass ab 18.30 Uhr der Regen fällt. Die voraussichtliche Ankunft ist auf 18.00 Uhr bei direktem Kurs 105 Grad berechnet.

Aber fahren wir den richtigen Kurs? Nach wiederholter Überprüfung offenbahrt sich dem Skipper das „Offentief“ mit zahlreichen Untiefen und Steinen. Keine gute Idee dort weiterzufahren. Also fährt er eine Wende und wir kreuzen auf zur Ansteuerungstonne Offentief, um den Tonnenstrich zu passieren. Vorher Groß zur Sicherheit runter und dann mit Fock hindurchgebraust. Wir schlängeln uns durch das Tief und Nikolai legt dann 19.00 Uhr ohne Probleme in Wismar im Westhafen an. Wieder ein tadelloses Hafenmannöver.

Was lernt man von der Geschicht? Der Skipper sollte *immer* wissen, was um einen und vor allem unter einem zu jeder Zeit los ist. Wissen und Orientierung sichert das Überleben von Crew und Schiff.

Übrigens: Die Wette habe ich für mich als verloren definiert. Pünktlich um 18.30 Uhr tröpfelt es, aber Regen kann man das nicht nennen. Dafür geht es dann um 20 Uhr richtig mit Gewittertief los. Die Zigarettenholer werden patschnass und Annette und ich gehen später noch in die Innenstadt, um uns nach dem tollen selbstgekochten Essen die Beine in der abgekühlten Luft zu vertreten.

Nach der Crew Zusammenführung um Mitternacht schauen wir aufs morgige Wetter. Klare Wetternavigation ist angesagt: ab 6 Uhr SSE 2-3, später rechtsdrehend auf NW. Damit Höhe halten solange es geht und Abfahrt 6.00 Uhr. Das Reff können wir drinlassen. Angesagt sind 5-6 Bft.


Tag 3: Wismar – Neustadt

Was für ein Tag. Dunkle Wolken. Wind ohne Ende. 6.30 Uhr machen wir uns los. Wenigstens stimmt die Windrichtung. Achterlicher Wind wie angesagt. Nikolai legt wieder mit fehlerfreiem Mannöver ab, dann verschwindet er in den Niederungen der Novomind. Philipp übernimmt. Ohne Segel fahren wir bei 7 Bft und Gewitterböen durch den Tonnenstrich. Das Schiff schiebt ohne Segel ordentlich Lage und wir picken uns mit dem Lifebelt ein. Regenkleidung ist eh bei dem Wetter ein Muss! Es ist keine Besserung in Sicht und ich beschließe dem Skipper zu empfehlen, dass wenn sich die Wetterlage nicht deutlich verbessert, wir am Ende des Tonnenstrichs direkt umdrehen und die Rückfahrt abbrechen.

Kurz vor Abbruch passieren dann unglaubliche Dinge:

  1. Philipp und ich trocken langsam wieder
  2. Der Wind nimmt auf 6 Bft ab
  3. Wir sehen „Blau“ am Himmel
  4. Der Skipper tritt wieder in Erscheinung

Der Skipper übernimmt das Ruder und wir fahren mit Kurs hart am Wind der Windkante entlang. Kurs 275 müssen wir mindestens halten, sonst droht die Kreuz. Nur mit der Fock machen wie streckenweise 7 kn Fahrt. Der Wind dreht jedoch immer weiter recht. Nach zwei Stunden schalten wir den Motor zur Unterstützung dazu, setzen den Motorkegel und weiter geht’s. Dies war eine gute Idee, da kurze Zeit später die WaschPo uns ins Visir nimmt uns dann aber ziehen lässt. Das Groß mit Fall wird zusätzlich in der offenen Segeltasche von Philipp gesichert, da es droht „abzuheben“. Die Welle wird stärker und die Krönchen werden vom Wind weggeblasen. Wenn das mal nicht mehr als 6 Bft sind. Aber die Novomind hält sich Wacker ohne zu stampfen. Das alles bei mittlerweile klarem und blauem Himmel. Wer hätte das gedacht!?!

Um 12.00 Uhr kommen wir in Abdeckung vom Land und legen um 13.00 Uhr wieder mit Skippers Mannöver sicher an. Alles saubermachen und aufklaren und ein Abschlussfoto. Leider ist bei der Übergabe des Fotoapparates vom Fotographen an den Skipper ist das Ding ins Hafenbecken gefallen. Aber wir konnten Kamera und somit die Bilder mit einem Casher retten. Und nach verdauern dieser Situation bei einem gemeinsamen Kaffee und Kuchen ging es dann ab nach Haus. Die Kamera ist zwar dahin, aber es gibt Ersatz.

Nicht vergessen: Mittwoch 19:25 Uhr, „Küstenwache“ im ZDF ansehen. Die Serie spielt in Neustadt, genau dort, wo wir waren 😉

Ein toller Törn.
Eine kurzweilige Crew.
Danke.