Hamburg Teil 2: Mondnachtfahrt nach Wedel

Brunsbüttel – Hamburg / Wedel
Datum: 2. Mai 2015, 20:30 Uhr
[Etmal: 28 sm]

Aufgrund des angekündigten Starkwinds und des Frontdurchgangs des von England kommenden Tiefs mit ausgeprägtem Tiefausläufer entscheiden wir uns, die um 21:00 Uhr beginnende Flut zu nutzen und mit auflaufendem Wasser nach Wedel zu fahren.

Ich nutze die Gelegenheit den Skipper der Hansa, der direkt vor uns im Schleusenhafen Brunsbüttel liegt und ebenfalls die Nachtflut nutzen möchte und zudem Dauerlieger in Wedel ist, nach lokalen Besonderheiten bei der Anfahrt in die Marina Wedel zu fragen. Er rät mir rechtzeitig das Fahrwasser zu wechseln, Querströmung bei Anfahrt der Hafeneinfahrt zu beachten und empfielt mir häufig freie Liegeplätze mit deren Vor- und Nachteilen. Das war sehr hilfreich!

So fahren wir um 20:15 Uhr gemeinsam in die Schleuse zur Elbe und fahren in die Dunkelheit. Die Sonne neigt sich unter blauem Himmel dem Horizont, in der Dämmerung kommen Jupiter und Venus in Sicht und der Mond strahlt sein weißes, kaltes Licht auf uns und hüllt uns in silbriges Licht.

Wir hangeln uns von Tonne zu Tonne unter Beachtung der Kennungen „Blitz“, „Blink“, „Funkelfeuer“, „unterbrochenes Licht“ aus dem ganzen Lichtermeer. Wir sehen Leit- und Sektorenfeuer und wenden sie an.

Warmer Kaffe hält warm, aber vier Stunden Dauerkälte lässt auch die Hartgesottensten irgendwann frösteln. Die Tiede schiebt uns gen Ziel und wir machen mit etwas über 2.200 U/Min 8 kn Fahrt über Grund.

Da wir kein Radar haben, halten wir uns am rechten grünen Tonnenstrich, um nicht beleuchtete Tonnen nicht versehentlich „zu treffen“.

Was passiert da?

Ein Küstenmotoschiff leuchtet uns mit Suchscheinwerfer an und versucht uns über Funk zu bewegen, ihm Platz zu machen. Die Elbe komplett frei und tief, er Überholer und damit „freihaltepflichtig“ muss an uns vorbei, stocksauer dass wir nicht aus dem Tonnenstrich rausfahren. „Elbe Traffic“ hat mich ebenfalls angefunkt und als ich ihm meine Version erzähle, wünscht er mir gute Fahrt und nennt mich „Kapitano“.

Wir sehen eine Aida, heute die vierte (!!!), voll beleuchtet. Party pur. Dir Musik schallt bis zu uns und wir tanzen mit…

01:00 Uhr kommen wir an der Hafeneinfahrt an, beleuchtet durch eine rote beleuchtete Tonne links und eine entsprechende grüne Tonne rechts. Christiane und Philipp machen die Leinen und Fender klar. Der Hafenplan ist eingeprägt, wir geben Gas, um sauber die starke Querströmung zu nehmen. Unsere Jungsegler leuchten mit den Handscheinwerfern alles aus und mit Nicole am Ruder meistert sie perfekt diese doch für uns aufregende und kritische Situation in tadellos Weise!

Im Hafen Windstille. Wir können in Ruhe nach einem Liegeplatz schauen, legen an und machen fest. Der Anlegesteg ist recht kurz, weswegen wir noch einmal überlegen und uns noch einmal verholen. Dann Essen wir Nudeln, heiß und reichlich, lassen es uns gut gehen und fallen dann nach fast 21 Stunden Fahrt in einen tiefen Schlaf. Die Hafeneinfahrt ist jetzt einsam und verlassen mit seinem roten und grünen Licht und vom Mond bewacht.

Am nächsten Tag (Sonntag) melden wir uns beim Hafenmeister an und – unglaublich – er schickt uns wieder weg. Kein Liegeplatz frei, alle belegt, auch unser Platz. Nach liebevollem Drängen gibt er uns dann einen Kopfplatz am Ende des Stegs J. Das war sehr nett von ihm und hat uns eine Menge Ärger erspart. Danke!!

Mittlerweile ist Starkwind. Wir verholen uns ein letztes Mal und sichern die novomind. Der Kopfplatz ist ideal für anstehende Gästefahrten im Rahmen des Hamburger Hafengeburtstags.

Der Himmel ist jetzt zugezogen. Wir sind auf dem Weg nach Haus. In Wedel müsste jetzt Platzregen sein. Unsere Entscheidung war richtig, die Nachttide zu nutzen. Das zeigen auch die Bilder!

Herzlichen Dank an die Crew für die endlosen Steuerstunden von Chrissi, Philipp und auch Nicole. Ohne Euch wäre der Törn nicht so toll geworden!!

Hamburg Teil 1: Große Pötte und Sportis im Nordostseekanal

Laboe – Kiel/Holtenau – Brunsbüttel
Crew: Chrissi, Philipp, Nicole
Skipper: Knut
Datum: 2. Mai 2015
[Etmal: 55 sm]

Heute und morgen bringen wir die Novomind durch den Nordostseekanal und über die Elbe zum Hamburger Hafengeburtstag. Leider haben wir – wie in den anderen Jahren – keinen Liegeplatz im Cityhafen am Vorleger bekommen. Daher fahren wir nur bis Wedel.

Aber jetzt ist erst mal aufstehen angesagt. Fünf Uhr stehen wir tapfer auf und fahren in aller Herrgottsfrühe und in bitterer Kälte zur Schleuse Kiel/Holtenau. Die Sonne versteckt sich noch hinter den Wolken, leichter Dunst liegt auf der Förde.

Über UKW Kanal 12 rufen wir die Schleuse an und wünschen erst einmal einen guten Morgen. Dort sitzen auch Menschen, die im Berufsalltag von netten Menschen umgeben sein möchten. Wir erhalten prompt freundliches Feedback, wo wir aufgefordert werden auf weitere Nachricht und Lichtzeichen zu warten, denn heute geht es mit der Großschifffahrt in eine Schleusenkammer. Nach zwei Stunden warten ist es dann soweit. Vor uns die dicken Pötte, dann noch ein „Sporti“, dann wir.

Aber was passiert da?

„Snowball“, der Sporti vor uns, hat die Festmacheleine zwar am Steg, aber nicht (!) am Boot befestigt. Nun liegt die Leine quer in der Kammer und alles ist blockiert. Hmm… Wir passieren, setzen uns dahinter und legen an.

Aber was passiert da?

Entgegen der Anweisung des Schleusenpersonals macht einer der Containerschiffe seine Schraube an. Nun müssen wir aufpassen, das wir beim Ablegen nicht vertrieben werden. Aber alles passt… 

Hinterher geht es los durch den Kanal. Wir genießen die paar Sonnenstrahlen, die Ruhe, Natur und den heißen Kaffe. Ab und zu überholen oder kommen uns entgegen

Mittag. Die Hälfte geschafft. Es bleibt kalt. Ich koche Nudeln für die Crew. Heiß, mit Bolognese Soße. Die Sonne kommt raus, wir spüren so etwas wie Wärme in uns aufsteigen.

Dann Stau im Kanal. Eine Gruppe von 5 Containerschiffen fahren mit uns Richtung Elbschleuse, da kommt ein Riesendampfer entgegen. Alle halten an. Es gibt Gedrängel, Stau und ein Sporti schlängelt sich rechts entgegen jeder Seemannschaft an uns frech und unnötig vorbei.

Zum Späten Nachmittag legen wir im Yachthafen von Brunsbüttel an, der noch im Kanal liegt. Wir ruhen uns aus. Morgen ist Starkwind von vorn und Strömung gegenan mit Tiefdruck-Frontdurchlauf angesagt. Das klingt nicht gut! Ein Segler aus Wedel fährt daher mit der 21 Uhr Tiede nach Wedel mit geschätzter Ankunft 02:00 Uhr in der Nacht. Der Wind ist besser und schwächer. Das hört sich nach einem Plan an.

Ich gehe davon aus, das wir das machen. Die Crew zieht mit. Wir haben alles erforderliche für eine Nachtfahrt an Bord.

Danke an Chrissi, Nicole und Philipp für die tolle Unterstützung auf diesem langen Törn!

Ostsee Tag 8: Rücksturz nach Laboe & Crewwechsel

Bagenkop – Laboe – Laboe
Datum: 1. Mai 2015
[Etmal: 25 sm]

Um 7:00 Uhr weckt uns der Hafenmeister, um die Liegegebühren zu kassieren. So werf ich mich vom Schlafanzug in meine Ausgehuniform und zücke mein Portemonnaie.

Halb Zehn legen wir ab. Es sind 3 Bft aus Nordwest und keine Welle. Wir setzen Genua und Groß und setzen Kurs 210-220 Grad Richtung Kiel und knattern mit 5-6 Knoten durchs Wasser.

Kurz vor Zwölf schaltet einer den Wind aus. Also machen wir Mr. Jockel an und fahren unter Motor. Die Genua rollen wir ein, das Groß lassen wir zur Stabilisierung der Fahrt oben. Zusätzlich setzen wir den Motorkegel, der anzeigt, dass wir als Motorschiff bzgl. der Vorfahrtsregeln gelten.

Am Kiel Leuchtturm bergen wir das Groß und fahren pünktlich um 15:00 in die Baltic Marina auf unseren Liegeplatz, wo kurze Zeit später Chrissi und Philipp zusteigen und Ernst und verlässt. Crewwechsel!

Nach einer Stärkung bei Kaffe und Kuchen machen wir noch einen kurzen „Schlag“ auf der Förde und segeln bei leichtem Wind im Snake-Race den anderen auf der Förde davon.

Ostsee Tag 7: Clownstonne und Regen

Aeroskobing – Marstall – Bagenkop
Datum: 30. April 2015
[Etmal: 20 sm]

Noch einmal suchen wir die Regenwaldduschen auf, holen frische Brötchen und frühstücken zusammen. Das Wetter ist gut, nicht kalt in der Sonne, es ist blauer Himmel. Die Fahrschulschiffe sind im Handelshafen unterwegs und stampfen fleißig  in die Vorspring ein, um das Ab- und Anlegen mit den angehenden Skippern zu perfektionieren.

Mittags fahren wir los. Kurs 25 Grad auf den Tonnenstrich nach Marstall. Leider ist der Wind überwiegend gegenan, so muss der Jockel herhalten und seinen Dienst verrichten.

14:45 Uhr, wir sind auf „Meyers Grund“ und schnippeln die Tonnenstriche. Die Kartentiefe ist ausreichend und wir hängen unter Fock sauber unsere Mitracer ab.

Später Tanken in Marstall. Das ist total praktisch, direkt am Fahrwasser. Danach fahren wir ab Ansteuerungstonne Marstall, lieb „Clownstonne genannt“, direkt Kurs Bagenkop. Der Wind ist direkt von vorn. Kein Kreuzen, Zeit sparen. Ein Gewitter nimmt Fühlung mit uns auf…

17:30 Uhr machen wir in Bagenkop fest. Ein lässiges Anlegemanöver. Um 18:00 regnet es. Wir sind trocken im Schiff und kochen.

Ostsee Tag 6: Hafentag

Aeroskobing
Datum: 29. April 2015
[Etmal: 0 sm]

Heute ist Hafentag. Die Crew schöpft neue Energie. Leider muss Irene uns vorzeitig verlassen, aber die Grippeviren haben ihr keine Wahl gelassen. Ernst gesundet derzeit in der Koje. Nicole und ich gehen durch den Ort, trinken auf dem Kirchplatz einen Kaffee und machen Essen klar. Sehr die Photos: die Dänen haben Spiegel an den Fenstern, um einfacher die Straße zu beobachten.

Heute halte ich mich noch an weitere praktische Sachen: Nähen. Die Segelpersenning ist vorgestern am Reißverschluss gerissen. Ich suche das Segelmacherwerkzeug, nutze das schöne Wetter und repariere den Verschluss. Ich werde kein guter Chirurg. Meine Narben sehen schrecklich aus! Aber es soll wohl halten.

Und die Fähre kommt, und fährt wieder, und kommt wieder, und fährt wieder… es ist recht entspannend hier.

Ostsee Tag 5: In die Sonne fahren!

Svendborg – Aeroskobing
Datum: 28. April 2015
[Etmal: 25 sm]

Heute nutzen wir die Sonne aus!

Es geht um 13:30 Uhr von Svendborg in einem großen Bogen im Uhrzeigersinn um Tasinge herum durch zum Teil enge und flache Tonnenstriche. Bis Rudkobing fahren wir unter Genua und an den engen Engstellen haben wir zur Sicherheit den Motor auf Standby.

17:00 Uhr. Wir lassen Rudkobing backbord liegen, bergen die Genua und motoren den Tonnenstrich bis wir zwischen Birkholm und Store Egholm um 18:00 Uhr ins freie Wasser gelangen. Es fängt an kühler zu werden. Die Sonne verzieht sich hinter Wolken und der Wind frischt auf 4 Windstärken auf. Es ist kalter Wind und unsere Jacken und Kaputzen werden fester geschnürt und die Handschuhe angezogen.

Wir fahren wieder zur Ansteuerungstonne von Aeroskobing Richtung Regenwalddusche und legen um 19:00 Uhr an derselben Stelle wie vorgestern an. Der Unterschied: Heute hat die Dorfkneipe auf, aber nur bis 22 Uhr, denn die Fischer müssen morgen um 5:00 Uhr raus.

Jetzt ist es 00:56 Uhr. Letzter Tageseintrag: Der Wind pfeift uns jetzt um die Ohren. Alle Fallen sind abgeschlagen. Hoffen wir, dass wir eine ruhige Nacht haben werden.

Gute Nacht!

Ostsee Tag 4: Sonne tanken

Aeroskobing – Svendborg
Datum: 27.04.2015
[Etmal: 10 sm]

Crew ist krank. Nun sind alle erkältet. Das Wetter fordert seinen Tribut. Ein Grund etwas zu pausieren und die Sonne zu genießen. Dazu frühstücken wir erst einmal ausgiebig an Deck.

Während Ernst und Irene ins Dorfzentrum gehen, sonnt Nicole sich am Steg und ich vertreibe meine Zeit auf dem Boot. 13:45 Uhr geht es dann Richtung Svendborg. Korrektes Kaffeesegeln bei 3-4 Bft und 6-7 kn Fahrt über Grund. Es kommt uns durch den Sinn, das das Wetter die ganze Zeit so sein dürfte.

Wir fahren kurz vor Svendborg unter der Svendborgsundbroen Brücke hindurch in den Handelshafen mitten in der Stadt, essen zusammen Essen auf dem Boot und gehen uns ein wenig die Stadt ansehen. Der Abschluss des Abends besteht aus einem Bier in dänischer Kneipenatmosphäre und einem guten Spiel Carambolage Billard. Um 2:00 werden die Pforten geschlossen. Die letzten Gäste verlassen mehr oder weniger leicht alkoholisiert das Lokal.

Ostsee Tag 3: Schweinswale ahoi!

Sonderborg – Aeroskobing
Datum: 26.04.2015
[Etmal: 46 sm]

Zackig. Wir duschen und machen uns fertig. Um 10 Uhr möchten wir durch die Klappbrücke fahren. wir setzen die Nationale auf Halbmast und zeigen damit Passierwunsch an.

Ruckzuck ist der Brückenwärter dabei und zeigt uns über ein Display als nächste Öffnungszeit 10:00 Uhr. Hat ja gut geklappt.

Es ist rattenkalt! Einer steuert auf dem Sund. Die anderen früstücken im Salon. Danach wird regelmässig getauscht. Diese Kälte hält man kaum länger als eine halbe Stunde aus.

Mittags sind wir am Ende des Sunds angekommen und setzen die Segel… Im 2. Reff. Wir haben mal wieder 4-5 Bft aus Nord. Es regnet in einem fort! Kaputze, Regensachen, Gummistiefel, Handschuhe. Aber: gleichmäßiger Wind, keine Welle. Da läßt sich super segeln.

Mit 6-7 Knoten zischen wir durchs Wasser. Wir kommen so gut voran, dass wir entscheiden, statt nach Lybø nun nach Aeroskobing weiter zu fahren. Der Grund ist einfach: dort gibt es heißes Wasser aus Regenwaldduschen! Und begleitet werden wir auch noch: uns begleitet eine Stunde lang eine Schweinswalfamilie und ab und zu taucht einer aus, um nach Luft zu schnappen.

Um 18:00 Uhr kommen wir, wie geplant, an. Der Himmel reißt auf, die Wolken weichen Himmelsblau und wir werden nach der Kälte und dem Regen mit einem grandiosen Sonnenuntergang belohnt! Wir sitzen auf der Kaimauer und schauen aufs Meer.